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Die Geschichte der „Gelehrten Gesellschaft“ in Aarhus – kurz erzählt

Verfasst von Palle Lykke und übersetzt von Jóannes Purkhús

Die „Gelehrte Gesellschaft“ in Aarhus wurde im Oktober 1945 gegründet, als die Universität Aarhus 17 Jahre bestand. Der Ausgangspunkt für diese Gründung war, dass Professoren und Dozenten an der jungen Universität ein wissenschaftliches Forum wünschten, in dem sie einander zu Vorträgen und interdisziplinären Diskussionen treffen könnten. Die Universität war noch nicht grösser, als dass alle einander vom Speisesaal her kannten, aber jetzt wollte man eine professionelle Dimension zu den täglichen sozialen Interaktionen hinzufügen. Ursprünglich bestand die Gesellschaft aus dem gesamten Kollegium der Professoren und Dozenten, die automatisch als Mitglieder aufgenommen wurden, aber auch andere „wissenschaftlich arbeitende“ Personen außerhalb der Universität, die Doktoren waren, konnten Mitglieder werden, wenn ein Vorschlag von zwei Mitgliedern der Gesellschaft vorgebracht und nachfolgend vom Präsidium der Gesellschaft akzeptiert wurde. So wurden schon früh ein prominenter Ingenieur der Ölfabrik in Aarhus und etwas später ein Arzt und ein Archivar als Mitglieder aufgenommen.

Von Anfang an waren die Ambitionen der Gesellschaft sehr hoch: Man betrachtete sich als eine Akademie innerhalb der Universität, und man verglich sich mit der alten, ehrenhaften Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften. Zu den Aufgaben, die man sich stellte und die realisiert wurden, gehörte die Publikation einer Reihe von wissenschaftlichen Darstellungen.

Treffen zu halten und wissenschaftliche Publikationen herauszugeben, war allerdings nicht kostenfrei, und deshalb suchte man von Anfang an finanziellen Zuschuss von der Universität und private Sponsoren. Dabei erhielt die Gesellschaft von Anfang an auch externen Zuschuss. Im Jahr der Gründung kam man auf einen Zuschuss in Höhe von DKK 4.000 aus privaten Unternehmen. In neuerer Zeit wird die „Gelehrte Gesellschaft“ – die primär zu Vorträgen und Ausflügen im Sommer zusammenkommt – via Mitgliedsbeitrag und Zinsen finanziert, während die Herausgabe der Acta Jutlandica, die die „Gelehrte Gesellschaft“ seit 1973 publiziert, separat durch einen Zuschuss von Seiten der Universität finanziert wird.

Zu Beginn der Siebzigerjahre – als die Gesellschaft von Außenstehenden (und Sponsoren) bis zu einem gewissen Grade als eine geschlossene Versammlung der Repräsentanten der alten Elite der Professoren verstanden wurde – beschloss man von Seiten der Gesellschaft, diesem Eindruck entgegenzuwirken. Man gab deshalb das Prinzip auf, dass nur die Mitarbeiter der Universität, die Professoren und Dozenten waren, Mitglieder der Gesellschaft sein könnten. Somit konnten auch nicht-professorale und nicht-doktorierte Wissenschaftler als Mitglieder aufgenommen werden.

Die Sitzungen der Gesellschaft, die die Form von Vorträgen mit anschließender Diskussion haben und eine Erfrischung dazwischen einschließen, finden normalerweise an der Universität statt. Im Laufe der Jahre hat man mit verschiedenen Vortrags-Formen experimentiert, entweder Einzelvorträge, die thematisch ohne Verbindung zu dem vorigen und dem nachfolgenden Vortrag standen, oder Vortrags-Reihen, wo man sich innerhalb von einem oder zwei Semestern mit einem Thema beschäftigte. Auch andere Sitzungs-Strukturen wurden erprobt – z.B. mit einem Vortragshalter und einem eingeladenen Respondenten. Ein Teil der ‚Experimente‘ wurde auch deshalb ins Leben gerufen, weil man in bestimmten Perioden eine zu bescheidende Teilnehmerzahl zu konstatieren hatte, und man annahm, dass eine Veränderung der Formen zusätzlich interessant sein könnte.

Pläne, um ein Domizil für die Gesellschaft zu bauen, wurden in den Jahren um 1970 aktuell, aber sie sind nie realisiert geworden – obwohl zu einem Zeitpunkt eine Million Kronen für diesen Zweck eingesammelt wurde und sogar eine Zeichnung für ein solches Domizil aus der Hand des Universitätsarchitekten C.F. Møller vorlag.

So wie die Domizilidee von der Gesellschaft der Wissenschaften und dessen schönem und zweckmäßigem Gebäude gegenüber der Glyptothek in Kopenhagen inspiriert war, galt dasselbe sicher für die Traditionen, die man sich unmittelbar aneignete, die aber heute eher weggefallen sind – entweder recht bald oder im Laufe der letzten 20-30 Jahre. So bestand in den ersten Jahren die Möglichkeit, dass ein Mitglied, das ein wissenschaftliches Werk seit der letzten Sitzung der Gesellschaft publiziert hatte, von der Arbeit an diesem Werk berichten konnte (eine „Mitteilung“ machte), bevor man zum Hauptvortrag des Abends überging, und dass man, wenn es Todesfälle im Mitgliederkreis gegeben hatte, eine Gedenkrede auf den Verstorbenen als Einleitung zu der jeweils nächsten Sitzung hielt.

Entfallen ist auch das Jahrbuch, das „Die Gelehrte Gesellschaft“ viele Jahre lang um 1960 herausgab, und das auch Verträge, Mitgliederlisten etc. umfasste. Fünf Jahrbücher waren herausgegeben geworden. Die Ausstellung von Mitgliederdiplomen für die neuen Mitglieder geschah auch nicht länger als ein paar Jahre – diese Tradition begann 1958, aber sie wurde 1961 wieder eingestellt. Zu dieser Zeit übertrug man dem Künstler Mogens Ziehler die Aufgabe, ein Siegel bzw. Logo für die „Gelehrte Gesellschaft“ zu zeichnen.

Was sich an tieferen Überlegungen hinter dem Logo versteckt, wissen wir nicht genau, aber es ist naheliegend, es etwa wie folgt zu entschlüsseln: Die fünf Eulen (die Eule der Minerva) repräsentieren die fünf Fachgruppen der Gesellschaft; und ihre massiven ‚Flügel‘ erscheinen als ‚Blätter‘ in einem einzig in der Eulen-Konstruktion gebildeten Baum der Weisheit; deren unterster Teil ist von zwei stark stilisierten Klauen abgeschlossen, was das Zentralmotiv zusammenfassend als einen flugfähigen Baum der Weisheit erscheinen (s. die springenden Delphine im Universitätssiegel) lässt; um dieses zentrale Motiv herum sehen wir den kreisförmigen Text: DIE GELEHRTE GESELLSCHAFT IN AARHUS 1945 mit sechskantigen ‚Sternen‘ zwischen den einzelnen Worten – die Sterne sind vermutlich signalgebende Orientierungspunkte im aktiven Universum der Eule; darin liegt der Ausgangspunkt von Wissenschaft und Forschung: es symbolisiert die Dunkelheit, die durchdrungen werden muss.

Seit ihrer Gründung haben die folgenden Präsidenten und Präsidentinnen an der Spitze der „Gelehrten Gesellschaft“ in Aarhus gestanden: Ernst Frandsen (1946-1949), Fritz Schønheyder (1949-1952), Johannes Munck (1952-1955), Jørgen Pedersen (1955-1958), Peter Skautrup (1958-1961), Willy Munck (1961-1964), H.M. Thamdrup (1964-1967), K.E. Løgstrup (1967-1970), Jørgen S. Dich (1970-1973), Carl F. Wandel (1973-1976), Søren Sørensen (1976-1979), H.P. Clausen (1979-1981), Ole Fenger (1981-1988), Svend Andersen 1988-1995), Ole Togeby (1995-2002), Niels Henrik Gregersen (2002-2003), Raben Rosenberg (2003-2006), Hans Jørgen Lundager Jensen (2007-2009), Leif Kahl Kristensen (2010), Else Roesdahl (2011-2012), Eve-Marie Becker (2013-2015), Lotte Rahbek Schou (2015-)

Eine ausführlichere Darstellung der ersten 50 Jahre der „Gelehrten Gesellschaft“ ist in Palle Lykkes „Det lærde Selskab i Aarhus 1945-1995 (165 s., Aarhus Universitetsforlag 1995)“ zu finden.